Galois Schweigen von Bernard Bychan


Portrait von Evariste Galois


Universum des Schweigens

Chatrooms, Kalifornien, Thuban


  • Eine Horde von Affen, tausende vielleicht, sitzen vor ebensovielen Computern und hämmern wie wild auf den Tastaturen herum, und man kann sich fragen, ob wenigstens einer von ihnen es irgendwann einmal schafft, ein Werk von Shakespeare zu schreiben?  Kann man mit einem zufällig und ohne Verstand erzeugten Hamlet oder wenigstens mit einem ,,Sein oder nicht sein, dass ist hier die Frage?'' rechnen?
  • Ein Mensch existiert, solange man ihn sehen und fühlen kann, denkt Stella. Real nur solange jemand um einen ist. So wie Swen, unten an ihrem Rechner, sie sah ihn, sie hörte sein Atmen und sein sorgloses unbeschwertes Lachen schien noch in ihren Ohren nachzuhallen. Sein therapeutisches Lachen, das ihr immer so viel Kraft gibt, das sie nach all dem Erlebten dringender braucht als je zuvor, würde verhallen, wenn er ihre Wohnung verließe.  Vergeblich hatte sie am Abend zuvor, schlaflos und alleine im Bett, versucht, sein Lachen zu erinnern.
  • Was ist real? Die Figuren im Fernseher. Bundeskanzler, Präsident der Vereinigten Staaten? Natürlich sind sie real und wirklich, sagt ihr Verstand. Aber dennoch sind es nur Schablonen. Zweidimensionale Bilder auf ihrem Fernsehschirm. Damit man sie überhaupt greifen kann, werden zu sie Stereotypen geschrumpft. Cowboys und Popstars in den USA. Diejenigen, die stolz auf die eigene Stärke sind, und diejenigen, die ihr Lächeln zur Macht bringt.  Geliebt werden wollen sie beide. Der eine mit erhobener Keule, der andere wegen seines gewinnenden Lachens. Hier die Bushs, Reagans und Nixons, für Stella waren sie alle gleich, eine Klasse und auf der anderen Seite die Clintons, Carters und Kennedys, auch nur eine Kategorie. Ein Knopfdruck auf der Fernbedienung, und schon sind sie Geschichte. Ein Knopfdruck und  Mickey Mouse wird Präsident, oder nacktes Fleisch in stampfenden Rhythmen übernimmt das Geschehen.
  • Spacebeing zu Stella: Ich bin gerade dran für meinem interstellaren Touristikführer das Kapitel über die Erde zu überarbeiten!  Im Prinzip bin ich sowas wie ein kosmischer Michelin-Prüfer. Vergebe Sterne für Sterne :-)  Zwergsterne, weiße Riesen usw.
  • In den Ynez Mountains: Ich war der Mann in Shorts und  buntem kurzärmeligen Hemd, der  keine Höhenangst zu haben schien, --- denn die Spitzen seiner Schuhe  lugten über dem fünfzig Meter tiefen Abgrund, --- und ihn fröstelte es auch nicht im extrem kühlen Wind, der häufig auf diesem Berg wehte, auch wenn es unten im Tal sommerlich warm war.  Niemand hatte bisher Freddy Fowler frieren sehen, er hat kein Problem mit kühlen Temperaturen, aber mit Hitze, und die startet bei ihm so um die 15 Grad Celsius. Hinter Freddy in sicherer Entfernung von dem Felsvorsprung stand Joane fröstelnd, ihre Arme pressten sich fest über Kreuz an ihren Oberkörper und ihre Handflächen krallten sich in ihre Schulterblätter, um dem Wind weniger Angrifffläche zu geben.
  • Constantin Colanik in "Galois Schweigen": ,,Ein Wissenschaftler ohne Fragen ist keiner! Eine Frage steht am Anfang jeder großen Erfindung oder Entdeckung. Forschen heißt aber auch lauschen, auf das, wie andere das Eigene beurteilen. So korrigiert man Fehler, verhindert, dass man in einer Sackgasse landet! Lauschend Wege zur Beantwortung der eigenen Fragen finden!''

© Bernard Bychan, 2003