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Abschnitt 41


--,,Guten Abend Herr Schmied!'', hatte Felix gehört, während seine Hand bereits von Dr. Wiedenkamp geschüttelt wurde. Felix hatte ihn gar nicht wahrgenommen, und vor ihrem Essen im Felsenkeller hätte Wiedenkamp, ihn wohl auch geflissentlich übersehen.

--,,Das ist ...'', Felix stoppte, zögerte, da er dachte er könne sie nicht mit Vornamen vorstellen.

--,,Dominique, einfach Dominique! Ich denke wir sollten uns auch mal ein Gläßchen Sekt -- wo gibt's den eigentlich?''

Felix fragte sich, ob Wiedenkamp, der sie zur eigens für diese Veranstaltung aufgebauten Sektbar begleitet hatte, Dominique für seine Frau hielt. Er hatte Vera nie kennengelernt, und kannte auch nicht ihren Vornamen.

--,,Ganz schön viele Leute da!'', wunderte sich Dominique.

--,,Das liegt wohl an dem kostenlosen Imbiß und Sekt!'', erwiderte Wiedenkamp.

Unbekannten Künstlern zu helfen, ihnen ein Forum zu bieten, wenn auch in bescheidenem Maße, das sei ihre Zielsetzung. Viele junge Musiker, Komponisten und bildende Künstler hätten bereits in von der KMG gesponserten Konzerten und Vernissagen einem interessierten Publikum vorgestellt werden können. Heute gäbe es etwas besonderes. Denn fast genau vor zehn Jahren, hätte an dieser Stelle, Direktor Mohler -- hier machte er eine Pause, wohl um den Namen besser wirken zu lassen -- die Werke eines jungen Mannes vorgestellt, ein noch unbeschriebenes Blatt, oder sollte er besser sagen, ein unbemaltes Blatt. Wie einige im Saal lächelte nun auch Braggard, als wäre ihm nun aufgefallen, daß er einen tollen Witz gemacht hätte. Er freue sich nun in ihrer Mitte wiedermals Bertram Wegener begrüßen zu können. Damals habe Herr Mohler Bertram Wegener als einen erfolgversprechenden jungen Mann aus der Region vorgestellt. Vielleicht werde er einmal Gochlingen zu einem Begriff in der Kunstwelt machen.

Felix konnte ohne den Kopf zu verdrehenden im äußersten Rand seines Blickwinkels erkennen, daß Wiedenkamp, der zur Linken von Dominique Platz genommen hatte, gähnte. Er war bei ihnen geblieben. Dominiques Gesichtsausdruck wechselte ständig zwischen andächtigem Zuhören und Langeweile.

Bertram Wegener habe alle in ihn gesteckten Hoffnungen und Erwartungen erfüllt, ja sogar übertroffen. So wie der Geschäftsmann, weltweit, wenn er den Namen Gochlingen höre, sofort an die KMG denke, so denke der Kunstliebhaber, ob in Europa, Amerika oder Japan sofort an Bertram Wegener. Dann erläuterte Braggard ausführlich und langatmig die einzelnen Stationen von Wegeners Erfolg.

,,Wegner. Ein Name, den man sich merken sollte.'', so habe Mohler damals geendet, und sie alle hätten ihn sich gemerkt, und die Schlagzeilen hätten ein Vergessen auch nahezu unmöglich gemacht.

Mit ein klein wenig Stolz müsse er auch sagen, daß ihre Firma Bertram Wegener seinen Start erleichtert hatte. Nicht, daß er ihre Hilfe benötigt hätte, aber kompromißloser junger Künstler, der sich nicht gerne anbiedert, habe es nicht gerade leicht gehabt. Auch nach zehn Jahren sei er sich selbst treu geblieben: kompromißlos, ein Künstler mit Biß. Und genau daß sei es, was ihre Firma immer gezeigt hätten: Biß. Biß am Markt. Biß bei der Arbeit. Mitabreiter mit Biß, die sich in ihre Arbeit verbeißen. Bei der harten internationalen Konkurrenz bräuchten sie es nun nötiger denn je. Kompromißlos!

--,,Ich beiße den gleich, ganz kompromißlos!'', sagte Wiedenkamp und Dominique mußte lachen.

Einer der vor ihnen sitzenden drehte sich tadelnd um, schaute Wiedenkamp strafend an, und Schrecken, Entsetzen, als er Dominique erkannte. Lächelte verlegen, grüßte zaghaft und drehte sich wieder nach vorne.

--,,Sie hatten bewußt auf einen ordentlichen Beruf verzichtet und arbeiten als Hilfarbeiter, wenn sie Geld benötigten. Dabei hätten sie es doch viel einfacher haben können. Soviel ich weiß sind sie doch Betriebswirt!'', fragte eine Frau aus dem Publikum.

--,,Wissen sie die Welt ist voll mit Möchtegernkünstlern, aber sie sitzen wie Läuse im Pelz des Wohlstandes. Wenn er im Ruhestand sei, dann werde er endlich seinen Roman schreiben, hatte mir einmal ein Manager erzählt. Ein Spitzenmanager, einer den viele beneiden, aber er schien mir nicht glücklich, trotz allem. Denn er hatte es versäumt seine eigentlichen Ambitionen auszuleben, stattdessen kämpfte er umso heftiger um seine Managerkarriere, und -- da bin ich mir sicher -- er wird auch nach seiner Pensionierung keinen Roman schreiben. ''



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