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Abschnitt 73


--,,Oh Gott ... da ... scho wieder ... iberall brennt's. ... die habe Feuer ... gelegt iberall. ... er muß se aufhalte, oder ... wie das lodert ... wenn nich ... iberall Feuer ... wo ist Papaaaa? ... er muß uns helfen ... ''

Sie saß aufrecht im Bett, beide Arme gestikulierten wild in Richtung Fenster, aber ihre Augen waren seltsam nach innen gekehrt. Die ganze Zeit phantasierte sie schon. Sie hatte nicht wahrgenommen, als Vera den Raum betreten hatte, aber sie hatte zur Kenntnis genommen, daß sie da war. Nein, nicht Vera, sie hatte ihre Tochter nicht erkannt. Irgendjemand war da, mal ihre Mutter, mal ihre Schwester Herta, aber nie war Vera in ihrer Mutters Wahnvorstellungen sie selbst. ,,Wo ist Papa?'', fragte sie immer wieder und sie meinte wohl ihren eigenen Vater, der schon vor langer Zeit gestorben war, als Vera noch ein Baby war. Häufig und das erschreckte Vera am meisten, konnte sie förmlich durch sie hindurchschauen, ohne anscheinend überhaupt einen Menschen wahrzunehmen. Aber hinter hier, durch das Fenster, spielte sich für ihre Mutter ein unvorstellbares Szenario ab. Vera sah einen strahlend blauen Himmel, und hinter der Wiese mit dem Hubschrauberlandeplatz einen Wald, aber nirgendwo sah sie irgendwelche Menschen. Aber vor den Augen ihrer Mutter galoppierten ständig diese Reiter, obwohl sie von ihrem Bett aus, -- im fünften Stock des Krankenhauses, welches zudem noch auf einer Anhöhe steht, -- könnte ihre Mutter nur den Himmel sehen, aber sie wurde gepeinigt von grausigen Bildern. Und ihr Himmel war rot, stand in Flammen, entfacht von diesen namenlosen Unholden. Nicht alle waren ohne Namen, sie verfolgten oder wurden verfolgt von ,,Wolgan''. Es könnte aber auch sein, daß sie Wolfgang sagte, Vera konnte es nicht genau verstehe, denn ihre Mutter sprach zu undeutlich. Die ganze Zeit grübelte sie schon, wer dies sein könnte, aber sie kannte keinen Wolgang, zumindest keinen, den auch ihre Mutter kannte.

--,,Schau, ... Schwerter ... gezückt. ... Haltet durch ... ''

Und dann schreit sie plötzlich um Hilfe, hált ihrer Hals, umklammert ihn, als wolle sie sich selbst erwürgen

--,,Nicht mich, nicht mich, ... ich bin doch noch ein Kind ... '', schreit ihre Mutter und ringt nach Luft. Vera drückt voller Angst den roten Knopf für die Krankenschwestern, während sie ständig beruhigend auf ihre Mutter einspricht, ihr immer wieder sagt, daß sie doch bei ihr wäre, daß sie sich vor nichts zu fürchten habe.

Endlich, denkt Vera als die Türe aufgeht, aber es ist keine Krankenschwester, die hereinkommt. Ein alter Kollege ihres Vaters kommt herein, und ihre Mutter schreit:

--,,Flieh, flieh Mädchen! Sie sind gekommen!''

Nach wenigen Minuten schläft ihre Mutter wieder, betäubt von einer starken Spritze, die der diensthabende Arzt verordnet hatte. Herr Meyer, der ehemalige Kollege ihres Vaters, fragt sie flüsternd über den Zustand ihrer Mutter aus.



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