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Abschnitt 79


--,,Also heute ist es schon so spät, daß ich euch nur dann noch eine Geschichte erzählen kann, wenn ihr jetzt ganz schnell eure Zähne putzt und euren Schlafanzug anzieht!''

--,,Mama? Hat die kleine Sarah jetzt schon eine Hexenfreundin'', fragte Vanessa nachher, als beide Kinder im Bett sind.

--,,Das will ich euch ja heute erzählen! Sie hat sich also mit all ihren Sachen: den Steinen, den Blumen ... ''

--,,Gestern hast du aber gesagt, sie habe nur eine rote Blume gepflückt ... '', protestiert Vanessa und Markus fügt hinzu:

--,,und Tannenzapfen ... hast du gestern gesagt!''

Klar, daß er sich das gemerkt hatte, Markus liebte Tannenzapfen. Heute scheinen die beiden ja überhaupt nicht müde zu sein, denkt Vera.

--,,Sie hatte natürlich noch ein paar andere Blumen gepflückt und ihre Tannenzapfen hat sie auch mitgenommen. Also, dann stand sie vor der Quelle des silbernen Flußes. Silbern strahlt das Wasser im Licht des halben Mondes. Eido und Sarah sind aufgeregt und auch ein wenig ängstlich, denn an der Quelle der Naskhi treiben häufig Kobolde ihr Unwesen. Erst der rote, dann der blaue und als letzter der gelbe Stein. Ihre Blume, alle anderen Steine, die Tannenzapfen und der Ring der Mutter. Alles versinkt im silbernen Wasser. `Greschi, Greschi Wanton. Greschi ankho, greschi lungo, greschi makhi. Onkh, Onkh, Onkh.', beschwört Sarah die Wasser, wie es auf ihrem Stein geschrieben steht. `Greschi, Greschi', singt auch Eido.

In tausenden Farben schillerte das Wasser plötzlich und Sarah und Eido ließen nicht nach mit ihrem Spruch. Nebel steigt auf, dichter silberner Nebel. Dann plötzlich hörten sie das Schreien eines Babies, das auf einem großen Blatt im Wasser schwamm.

`Aber, aber das ist doch keine Hexe!', stammelte Sarah.

`Vielleicht ist es noch eine kleine Hexe, und sie muß erst noch wachsen', versuchte Eido sie zu trösten.

Es war ein kleines Mädchen, ein Menschenkind und es könnte niemals eine Hexe werden. Sie war traurig, und dann nahm sie das Kind auf ihren Arm und begann es zu trösten. Eine richtige Hexe würde das nicht tun, und sie war sogleich noch trauriger. Die Hexen werden es nicht dulden, daß ich ein Menschenkind habe. ''

--,,Aber kleine Buben können doch keine Hexen werden?'', unterbricht Markus sie ängstlich.

--,,Nein, Mädchen auch nicht. Es gibt sie nur in Märchen, du braucht keine Angst zu haben. ... Also, Eido und Sarah hatten nun Angst, daß die Hexen die kleine Kahanhai, -- was in der Sprache von Sarah's Mutter `Wo bist du' bedeutet, aber `wo bist du kleine Freundin' meinte sie -- deshalb versteckten sie sie in Eidos Laubwerk, und Eido sorgte mit den wundersamsten Geräuschen dafür, daß niemand im Wald ihre Stimme hören konnte. So sehr Sarah sich auch bemühte, das Kind nicht in ihr Herz zu schliessen, schon nach kurzer Zeit hatte die kleine ihr Herz erobert und sie konnte sich nicht vorstellen, es einmal nicht geliebt zu haben.

Da war aber etwas, was sie mehr und mehr beunruhigte, etwas, worüber sie sich früher, bevor sie Kahanhai gehabt hat, vielleicht gefreut hätte: Die anderen Hexen näherten sich. Schon lange Zeit lungerten sie um Eido, ohne sich zu zeigen. ''


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